Aktuelles

Zum Beschluss des Bundeskabinetts: Meine dritte Option – jetzt erst recht!

[english version below]

Liebe an der Aktion Standesamt 2018 interessierte Menschen,

wir machen trotzdem weiter! Jetzt erst recht!

Am 15. August 2018 wurde im Bundeskabinett der verfassungswidrige Gesetzesentwurf des Innenministeriums beschlossen. Das Bundeskabinett reagierte damit zwar auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von 2017, nach dem die Regierung entweder eine positive dritte Option schaffen, oder Geschlechtseinträge komplett entfernen muss, leider ist der Gesetzesentwurf des Innenministeriums aber eine absolute Minimallösung, die intergeschlechtliche Menschen pathologisiert und nichtbinäre Menschen völlig ausklammert.

Die Regierung vergab dadurch eine historische Chance, ein Gesetz für geschlechtliche Selbstbestimmung zu schaffen. Das ist nicht, was wir wollten.

Eine kurze Übersicht unserer Forderungen, und inwiefern der Gesetzesentwurf des Innenministeriums von ihnen abweicht:

  1. Die Änderung des Geschlechtseintrags muss unabhängig von Gutachten und Nachweisen möglich sein.
    Der Gesetzesentwurf des Innenministeriums verlangt ärztliche Gutachten. Dadurch wird die Deutungshoheit erneut an die Medizin gegeben, und der Prozess der Personenstandsänderung bleibt weiterhin eine unzumutbare Hürde und Belastung.
  2. Die Änderung des Geschlechtseintrags muss unabhängig von körperlicher Konstitution möglich sein.
    Der Gesetzesentwurf des Innenministeriums erlaubt die Änderung des Geschlechtseintrags nur bei bestimmter körperlicher Konstitution. Dadurch geht es erneut um ein fremdbestimmtes Einordnen unserer Körper, anstatt um eine Anerkennung unserer geschlechtlichen Identität.
  3. Das Gesetz muss eine selbstbestimmte, positive dritte Option ermöglichen. Der Gesetzesentwurf des Innenministeriums schlug erst die Option „weiteres“ vor, und korrigierte dann auf „divers“.
  4. Vom Geschlechtseintrag abhängige Gesetze müssen angepasst werden (Eintragung als Eltern, Diskriminierungsschutz, Namensrecht, etc).
    Der Gesetzesentwurf des Innenministeriums regelt nichts davon.
  5. Nicht-lebensnotwendige Operationen an intergeschlechtlichen Kindern müssen verboten werden.
    Im Gesetzesentwurf des Innenministeriums steht dazu nichts.

Eine ausführliche Kritik am Gesetzesentwurf des Innenministeriums findet sich bei DritteOption (PDF: http://dritte-option.de/wp-content/uploads/2018/07/Stellungnahme-Referentenentwurf.pdf) und bei Intersexuelle Menschen e. V. (PDF: http://www.im-ev.de/pdf/2018_07_16_Stellungnahme_IMeV_Referentenentwurf_Aenderung_PStG.pdf)

Aber es gibt noch Hoffnung!

Als Alternative steht der Gesetzesentwurf des Deutschen Instituts für Menschenrechte zur Verfügung (PDF: https://www.bmfsfj.de/blob/114066/8a02a557eab695bf7179ff2e92d0ab28/imag-band-8-geschlechtervielfalt-im-recht-data.pdf)

Dieser Entwurf achtet Grundgesetze, regelt Folgefragen und respektiert Selbstbestimmung.

Wir befinden uns momentan noch recht am Anfang des Gesetzgebungsprozesses. Jetzt gilt es, die Abgeordneten zu überzeugen!
Die Aktion Standesamt 2018 setzt sich weiterhin dafür ein, dass Gesetzesentwurf des Deutschen Instituts für Menschenrechte umgesetzt wird.

Danke für eure Unterstützung und Solidarität!

Glitzernde Grüße und bis bald,
eure
Aktion Standesamt 2018


Dear people interested in the campaign Aktion Standesamt 2018,

we won’t give up!

On august 15th, the German Cabinet approved an unconstitutional draft bill submitted by the Federal Ministry of the Interior. Although this approval followed the German Federal Constitutional Court’s decision of 2017, to either create a positive third gender option or to abolish legal gender altogether, the draft bill submitted by Federal Ministry of the Interior is only the absolute bare minimum of what was required. The draft still pathologizes intersex people and completely ignores nonbinary people.

The German Cabinet completely missed a historical chance for a law in favor of self-determined gender declarations. This isn’t what we wanted.

A short compilation of our requests and where the Federal Ministry of the Interior’s draft falls short:

  1. Evaluations by independent experts should not be required for changing one’s legal gender.
    According to the Federal Ministry of the Interior’s draft, evaluations by medical experts are required for changing one’s legal gender. This reinforces medical professional’s power over legal gender and gender identity. It keeps the process of changing one’s legal gender an unreasonable and needlessly stressing procedure.
  2. Changing one’s legal gender should not require having certain physical traits or changing them in any way.
    According to the Federal Ministry of the Interior’s draft, only people with certain physical traits are allowed to optain this third gender option. This would keep legal gender something that is determined by others, instead of acknowledging gender identity.
  3. The new bill should allow for self-determined gender declarations.
    According to the Federal Ministry of the Interior’s draft, the proposed third gender should be called „weiteres“ (miscellaneous) and was then corrected to „divers“ (diverse).
  4. Laws depending on legal gender should be changed accordingly (parenting laws, discrimination protections, laws about gender specific names, etc).
    In the Federal Ministry of the Interior’s draft, none of this is mentioned.
  5. Medically unnecessary surgeries on intersex children must be banned.
    In the Federal Ministry of the Interior’s draft, none of this is mentioned.

Detailed criticism of the Federal Ministry of the Interior’s draft can be found in german at DritteOption (PDF: http://dritte-option.de/wp-content/uploads/2018/07/Stellungnahme-Referentenentwurf.pdf) and Intersexuelle Menschen e. V. (PDF: http://www.im-ev.de/pdf/2018_07_16_Stellungnahme_IMeV_Referentenentwurf_Aenderung_PStG.pdf)

Also a press release in english by Bundesvereinigung Trans http://www.bv-trans.de/wp-content/uploads/2018/08/German-Cabinet-missed-historic-chance-by-introducing-a-restrictive-third-gender-option.pdfhttp://www.bv-trans.de/wp-content/uploads/2018/08/German-Cabinet-missed-historic-chance-by-introducing-a-restrictive-third-gender-option.pdf

But there is still hope!

The German Institute for Human Rights submitted an acceptable alternative draft bill (PDF in german: https://www.bmfsfj.de/blob/114066/8a02a557eab695bf7179ff2e92d0ab28/imag-band-8-geschlechtervielfalt-im-recht-data.pdf

This draft follows constitutional rights, it suggests changes to laws depending on legal gender, and it respects self-determined gender declarations.

It’s still early in the legislative process. Now it’s time to convince the representatives! The campaign Aktion Standesamt 2018 will continue to advocate for the German Institute for Human Rights‘ draft bill to be approved.

Thank you for your solidarity and support!

With love and glitter,

Aktion Standesamt 2018

3 Gedanken zu „Zum Beschluss des Bundeskabinetts: Meine dritte Option – jetzt erst recht!“

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